Text-Andacht
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
(Offenbarung d. Johannes 1,18)
Liebe Menschen in unserer Gemeinde, dieser Spruch ist der Spruch, der als Leitspruch über dem Osterfest steht. Er klingt extrem nach Kirche. Und für Menschen, die nicht mit kirchlicher Sprache vertraut sind, klingt er wahrscheinlich so fremd, dass damit die Bereitschaft zur Auseinandersetzung auch schon am Ende angekommen ist. Ich gehe nun ständig mit kirchlicher Sprache um und möchte versuchen zu vermitteln, dass in diesem Satz tatsächlich Kraft steckt.
Jesus sagt, „ich war tot“. Und er stellt damit klar, dass auch für gläubige Christen diese Tatsache bleibt: der Tod ist nicht abgeschafft, wir Menschen sterben. Und es bleibt damit die eine große Herausforderung für alle Menschen, sich dieser Tatsache zu stellen und für sich selbst eine Antwort zu finden, was wir über den Tod und die Zeit danach denken. Wir müssen diese Antwort finden, sonst können wir nicht in Frieden leben. Und es muss nicht die christliche Antwort sein, an ein ewiges Leben nach dem Tod zu glauben. Aber eine Antwort müssen wir alle für uns finden, damit wir mit unserer Sterblichkeit Frieden machen können. Jesu Angebot ist und seine Auferstehung soll uns das zeigen: Gott schenkt nach dem Tod ein ewiges Leben bei sich. Niemand kann genau sagen, wie das aussieht, aber das Versprechen ist: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid und Geschrei noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen.“(Offenbarung d. Joh. 21,4) Mit unserem Tod ist dieses erste Leben mit all seinen Schmerzen und all seinem Leid zu Ende. In dem neuen, dem ewigen Leben, gibt es nur den Frieden, den Gott verspricht, „von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Und genau darin liegt der Schlüssel für uns verborgen, mit dem Tod Frieden machen zu können und alle Höllen, die der Gedanke an den Tod für uns bereithält, zu überwinden.
Und seit ein paar Jahren rücken uns drei Höllen so dicht auf die Pelle, dass sie uns als Gesellschaft alle miteinander wie in eine unterschwellige Depression versetzt haben: die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und der Klimawandel. Pandemien hatte es auch vorher gegeben, denken Sie nur an Ebola oder Malaria. Aber das war immer in anderen Teilen der Welt, wir waren nicht direkt betroffen, die nackte Angst hatte uns nicht direkt erreicht. Das Corona-Virus hat es dagegen geschafft, die komplette Welt bis in den letzten Winkel mit Angst und Schrecken zu überziehen, die Folgen erleben wir immer noch, wir werden noch lange damit beschäftigt sein, körperliche und seelische Wunden zu heilen. Und so etwas kannten wir hier vorher nicht.
Und mit dem Krieg in der Ukraine ist uns in Europa der Krieg plötzlich wieder auf die Pelle gerückt. Ich, 1961 geboren, kannte den kalten Krieg, den Ost-West-Konflikt, das Wettrüsten und glaubte, mit der Wiedervereinigung und dem Verschwinden der Ost-West-Konfrontation sei die Sorge vor Kriegen in Europa endgültig gebannt. Wir haben neu lernen müssen, dass der Größenwahn eines einzelnen Machthabers reicht, um den so sicher geglaubten Frieden hier für uns mit einem Schlag zu beenden. Und auch, wenn wir hier im Land keinen Krieg führen und sehr hoffen, dass es so bleibt, die Folgen spüren wir alle, an teuren Lebensmitteln, an nicht lieferbaren Baustoffen, an wahnsinnig teurer Energie. Haben Sie vorher jemals darüber nachgedacht, dass Senfkörner in erster Linie aus Russland und der Ukraine kommen und wir deshalb Mangel an Senf in den Geschäften haben? Ich nicht. Und auch Kriege hatte es die Jahre vorher immer gegeben, aber sie betrafen uns nicht – glaubten wir.
Und dann noch der Klimawandel, der die Jungen in solche Angst versetzt, dass sie mit Verkehrsblockaden und Tomatensoße auf Gemälden uns wachrütteln wollen, weil sie ihre Zukunft in dieser Welt bedroht sehen. Und zwar nicht so ein bisschen, nicht etwas weniger Luxus, nein, sie haben Angst, dass wir menschliches Leben in dieser Welt auf Dauer unmöglich machen. Und wir müssen tatsächlich erkennen, dass die Zwangsläufigkeit dieser Entwicklung seit 50 Jahren bekannt ist – und wir haben einfach weitergemacht, wir haben nicht reagiert. Und sind jetzt empört, dass die Jungen darauf mit solcher Wut reagieren.
Tödliche Gefahren rücken uns mit Macht auf die Pelle und wir müssen sehr aufpassen, dass wir in dem Streit darüber, wie die richtigen Wege im Umgang damit aussehen, uns nicht gegenseitig noch zusätzlich das Leben zur Hölle machen. Und genau hier soll die Osterbotschaft tatsächlich Mut machen. Wir können die Probleme der Welt nicht alle beseitigen. Aber die Angst, dass alles sinnlos bleibt, wenn wir die Lösungen nicht finden, die brauchen wir nicht mehr zu haben, denn den endgültigen Frieden hat Jesus uns mit der Auferstehung gezeigt. Und deshalb können wir mit aller Zuversicht aufstehen und alles tun, was uns möglich ist, um diese Welt immer ein kleines bisschen besser zu machen. Jeder Schritt ist gut, jeder auch kleinste Erfolg ist wichtig, wir alle haben die Möglichkeit, uns zu beteiligen und finden in Jesu Leben die Vorbilder, wie ein besserer Umgang miteinander möglich ist. Probleme, die gelöst werden müssen, hat es immer gegeben, große und kleine. Und immer schon haben Menschen gedacht, sie lebten in der schlimmsten Zeit, die es je gab. Aber mal ehrlich: Kennen Sie eine Zeit in der Menschheitsgeschichte, in der es den Menschen so gut ging wie uns heute? Die neue Erfahrung für uns ist: es ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen darum kämpfen. Die Zusage Jesu ist: Grund zur Hoffnungslosigkeit gibt es nicht! Ich bin auferstanden. Also steht auf, habt keine Angst. Traut Euch. Am Ende gehört Euch der ewige Frieden, das ist gewiss. Wir müssen neu lernen, daran glauben zu können. Wir können uns gegenseitig Mut machen, alle miteinander. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen ein frohes und gesegnetes Osterfest,
Ihr Jörg Wolke.
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