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Andacht zum Sonntag  Reminiszere, 2.Sonntag der Passionszeit am 28.Februar2021

Wochenspruch Römer 5,8: Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

 

Noten des Liedes anzeigen

Wohlauf, ihr Heiden, lasset das Trauern sein, zur grünen Weiden stellet euch willig ein; da lässt er uns sein Wort verkünden, machete uns ledig von allen Sünden, machete uns ledig von allen Sünden.

 

5)Drum preis und ehre seine Barmherzigkeit; sein Lob vermehre, werteste Christenheit! Uns soll hinfort kein Unfall schaden; freue dich, Israel, seiner Gnaden, freue dich, Israel, seiner Gnaden.

 

 

Predigttext des Sonntags: Jesaja 5,1-30 – Das Lied vom unfruchtbaren Weinberg

Ein Lied von meinem Freund will ich euch singen. Es ist das Lied von meinem Freund und seinem Weinberg: Mein Freund hatte einen Weinberg auf einem fruchtbaren Hügel. Er grub ihn um, entfernte die Steine und bepflanzte ihn mit den besten Weinstöcken. Mittendrin baute er einen Wachturm. Auch eine Kelter zum Pressen der Trauben hob er aus. Dann wartete er auf eine gute Traubenernte, aber der Weinberg brachte nur schlechte Beeren hervor. Jetzt urteilt selbst, ihr Einwohner von Jerusalem und ihr Leute von Juda! Wer ist im Recht – ich oder mein Weinberg? Habe ich irgendetwas vergessen? Was hätte ich für meinen Weinberg noch tun sollen? Ich konnte doch erwarten, dass er gute Trauben trägt. Warum hat er nur schlechte Beeren hervorgebracht?
Ich will euch sagen, was ich mit meinem Weinberg tun werde: Die Hecke um ihn herum werde ich entfernen und seine Schutzmauer niederreißen. Dann werden die Tiere ihn kahl fressen und zertrampeln. Ich werde ihn völlig verwildern lassen: Die Reben werden nicht mehr beschnitten und der Boden nicht mehr gehackt. Dornen und Disteln werden ihn überwuchern. Den Wolken werde ich verbieten, ihn mit Regen zu bewässern.

Wer ist dieser Weinberg? Der Weinberg des Herrn Zebaot, das sind die Bewohner von Israel. Die Leute von Juda, sie sind sein Lieblingsgarten. Der Herr wartete auf Rechtsspruch, doch seht her, da war Rechtsbruch. Er wartete auf Gerechtigkeit, doch hört nur, wie der Rechtlose schreit.

Erläuternde Gedanken

“Erinnere dich!” Ich kenne Situationen voller Verzweiflung und Vergessen: Wie war nochmal die Telefon- oder Kontonummer, welches das Passwort für den Computer? Wo habe ich das Auto abgestellt und wie heißt der Nachbar nochmal mit Vornamen? Und wie ging gleich noch das Rezept…… Es ist nicht schön, etwas zu vergessen, und bedrückend, wenn man dies bedingt durch eine Krankheit annehmen muss. Aber es ist auch nicht richtig, zu vergessen, “beide Augen zuzudrücken”. Der Sonntag “Reminiszere”, d.h. “Gedenke!” handelt vom Erinnern, erinnert Werden

und sich erinnern lassen. Inmitten der Erfahrungen von Leid und Schuld erinnert das Evangelium des Sonntags an die Liebe Gottes, der nicht will, dass die Menschen verloren gehen.

Obwohl… der Besitzer des Weinbergs ist – wir werden angeleitet zu sagen: Zu recht – sehr ungehalten. Er möchte das unfruchtbare Gewächs dem Erdboden gleich machen. Einreißen, zertreten, brach liegen lassen. Sogar die Wolken sollen auf diesen Acker nie mehr regnen. Solch eine Wut! Das Überraschende bei Jesaja: Er spricht nicht von einem Menschen – der Weinberg-besitzer ist Gott selbst. Und dieser Gott singt nun zornig ein Klagelied über die Menschen, die er gehegt und gepflegt hat, wie ein Winzer seinen Weinstock. Die Worte des Propheten, komponiert wie ein orientalisches Liebeslied, zeigen eine Beziehungskrise zwischen Gott und Mensch. Gott ist wütend, weil sein Volk – im übertragenen Sinn – keine guten Früchte bringt. Das macht traurig, und auch ein wenig trotzig. Der Weinberg hat es nicht besser verdient. Vielleicht haben Menschen es nicht besser verdient. Manches fällt auf uns zurück. Manche Folgen unseres Tuns werden wir tragen müssen. Klimawandel, Viren, politische Gewalt und Ignoranz u.a.m. Und im persönlichen Leben? Manches ist schon auf mich zurückgefallen. Manche Lieblosigkeit holt mich ein, manchmal nach langer Zeit. Mancher Schmerz, den ich einem anderen, geliebten Menschen zugefügt habe, taucht wieder auf. Manche Lüge hatte kurze Beine. Was also wird nun geschehen?

Der Sonntag heißt „Reminiszere“ oder auch „Gedenke, erinnere Dich.“ Dieser Name leitet sich von Psalm 25,7 ab: „Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, HERR, um deiner Güte willen!“ Es ist ein Aufruf zur Umkehr, eine Bitte um Vergebung. Ein verändertes Leben scheint möglich, an jedem Tag können wir damit anfange, ja sogar jeden Moment. Fast 700 Jahre später erzählt ein Prophet wieder von Weinbergen und Arbeitern im Weinberg. Von Weingärtnern und vom Weinstock, an dem die Reben hängen. Und er spricht von Gottes Barmherzigkeit, vom Vater mit seinen beiden Söhnen, von Gottes Großzügigkeit. Dieser Prophet heißt Jesus, sein Lebens- und Leidensweg lassen uns den Weg von Buße und Vergebung während der Passionszeit mitgehen, jedes Jahr wieder neu. Er trägt, was wir nicht tragen können. Versöhnt mit dem, was ist. Schenkt Frieden, den wir nicht schenken können. Er, den wir in diesen Wochen nach Jerusalem begleiten, bis ans Kreuz und durch das Grab und den Tod hindurch. Weil er es gewagt hat, für Barmherzigkeit zu leben und zu sterben, gibt es einen Neubeginn für mich, für uns. Immer wieder. Das Leben setzt sich durch. Am Weinberg können noch gute Trauben wachsen.

Und noch ein Gedanke ist mir wichtig: Wenn die Not groß ist, dann hilft es, sich selbst – und Gott – daran zu erinnern: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit! Martin Luther hat den gnädigen Gott wiederentdeckt, aus der Verhüllung des strengen und gerechten Gottes herausgeholt. Indem er mit dem zürnenden und strafenden Gott gerungen hat, fand Luther den gnädigen Gott, an den man sich mit allen Problemen seines Lebens wenden kann, der verlässlich zuhört und mich dann weiterbringt, wenn ich es scheinbar nicht schaffe. Gott lässt sich erinnern – an seine Gnade und Barmherzigkeit in Jesus Christus. AMEN

Gebet zum Tag

Gott, du reichst mir deine Hand und sorgst für mich – jeden Tag. Aber manche Wege, die ich gehen muss, machen mir Angst. Ich will sie nicht gehen. Ich suche Umwege. Dann stoße ich mich und andere weg von mir, reiße ein statt aufzubauen. Ich kenne den Zweifel und sogar das Verzweifeln. An mir und auch an dir, Gott. Aber du liebst weiter. Du bist die Liebe. Du hast ein weites Herz. Du verstehst nicht nur das Leben und diese Welt. Du verstehst auch mich. Gott, ich bringe dir meine Gedanken und Sorgen. Alle, die mir am Herzen liegen. Ich lege alles in deine Hände. Das befreit und erleichtert, erfüllt mit Dank und neuer Kraft. Halte sie mir immer wieder hin – deine Hand. Deine Hand, die sich öffnet und mir deine wunderbare Welt zeigt. AMEN

Ihre Pfarrerin Andrea Stangenberg-Wingerning

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