Ordination in Zeiten von Corona

Im Gottesdienst am 2. Mai 2021 an der Erlöserkirche wurde Christine Winterhoff als Prädikantin unserer Kirchengemeinde ordiniert. Als Predigerin kennt die Gemeinde sie schon seit 3 Jahren. Und die Gemeinde schätzt sie als Predigerin. Denn zum einen nimmt sie ihre Aufgabe ernst, sich über den theologischen Hintergrund jedes Predigttextes zu informieren. Zum anderen kann sie diese Botschaft aus fernen Zeiten unkompliziert und eindringlich in unseren Alltag übertragen. Deshalb freuten wir uns als Kirchengemeinde schon lange, dass Frau Winterhoff diesen Dienst nicht nur nach Lust und Laune, sondern verantwortlich übernehmen will. Und das alles ehrenamtlich. Doch die offizielle Beauftragung durch die Ordination, die schob sich. Und wie so oft in diesen Zeiten war Corona schuld. Und als es jetzt endlich stattfand, war es auch nicht so, wie Menschen, die sich in Kirche auskennen, Ordinationen sonst erleben. Auf großzügige Einladungen in die Kirchengemeinden des Kirchenkreises und die ökumenischen Schwestergemeinden musste verzichtet werden. Um trotzdem mehr Menschen teilhaben lassen zu können, als der Kirchraum es nach den Hygienebestimmungen zulässt, fand der Gottesdienst hinter der Kirche auf der Wiese statt. Und weil die Superintendentin am Freitag zuvor geimpft worden war und ihr Immunsystem sich heftig wehrte, konnte sie nicht selbst die Ordination durchführen, was Frau Winterhoff sehr bedauerte. Denn als engagierte Teilnehmerin an den Frauengottesdiensten des Kirchenkreises hätte sie sich gerne von einer der wenigen Superintendentinnen unserer Landeskirche ordinieren lassen. Aber wir haben uns ja fast daran gewöhnt, dass nichts wie geplant stattfindet. Und so übernahmen an diesem Sonntag Kantate (Singt!), an dem die Gemeinde selbst nicht singen durfte, die Vögel mit großer Leidenschaft die Aufgabe, die Luft mit Gesang zu füllen. Angeleitet wurde dieser vielstimmige Gesang von unserer ehemaligen Kirchenmusikerin, Frau Heidemann, die zu dieser Gelegenheit mit ihrem klaren Sopran den Ton vorgab und vor allem einige Amseln fühlten sich dadurch offensichtlich so angeregt, dass sie unbedingt zeigen wollten, dass ihre Stimmen auch nicht schlecht sind. Was auch stimmt. Das Wetter hielt, es regnete nicht, hin und wieder zeigte sich die Sonne und ein ständiger Wind sorgte dafür, dass niemand ins Schwitzen kommen konnte. Und obwohl es nicht so war, wie sonst, oder vielleicht auch gerade deshalb, war die Stimmung gut. Und als der Wind dann noch eine Blumenvase umschmiss, die Vase zu Bruch ging und die Blumen alles unbeschadet überstanden, war klar: Hier ging es nicht um die perfekte Inszenierung. Sondern alle freuten sich, dass es endlich soweit war und Frau Winterhoff ihre Ordination bekam, bis hin zum Synodalassessor Torsten Krall, der als Stellvertreter der Superintendentin unumwunden zugab, dass er durch Corona zu seiner ersten Ordination kam, die er durchführte. Und er tat es auch mit viel Freude. Und weil auch die sonst übliche anschließende Feier ausfallen musste, hatten sich kreative Menschen der Gemeinde als Ersatz überlegt, an jeden Stuhl einen schicken weißen Beutel mit einer Piccolo-Flasche, einem Glas und einem Keks zu hängen. Es sah ein bisschen aus, wie zu einer Hochzeit dekoriert. Und am Ende konnten alle sich einen eingießen und Frau Winterhoff hochleben lassen. Und so war es ein festlicher Freudentag für alle, der mitten in dem Frust, dass nichts wie gewohnt ist, gezeigt hat, dass auch anders schön sein kann. 

Jörg Wolke

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