Wie ich die Corona-Krise in unserer Gemeinde erlebt habe

Am Sonntag Lätare (22.03.2020) wäre ich eigentlich dran gewesen, meinen Gottesdienst in der Erlöserkirche zu halten. Dies war leider der erste Sonntag, an dem dann keine Gottesdienste mehr gefeiert werden durften – wegen Corona. Ok, dachte ich mir, die Arbeit war ja nicht umsonst, nächstes Jahr ist auch noch mal Lätare.

Aber leider war das der Anfang einer langen kontaktlosen Zeit, die für uns als Gemeindeleitung auch einige unbequeme Entscheidungen mit sich brachte: keine Gottesdienste, keine Konfirmationen, die natürlich auch schon geplant waren, keine Einführung der neu gewählten Presbyter, keine Verabschiedung der ausgeschiedenen Presbyter, keine Feste, keine Gruppen und Kreise und…und… und… – einfach nichts mehr.

Pfarrer Wolke fragte mich: „Wie kommen wir denn jetzt an unsere Gemeindemitglieder heran?“

Wir können nicht einfach alles dicht machen und uns nicht rühren, dann verlieren wir unsere Gemeinde.

Das erste, was wir gemacht haben, war, dass wir unsere Website, die allerdings noch nicht ganz fertig war, schnellstmöglich online brachten. Wir haben den ersten Video-Gottesdienst in der Geschichte der Gemeinde gefilmt und auf unserer Website veröffentlicht, dazu bei YouTube, Facebook und Instagram Einladungen verschickt. Das Ergebnis war: über 400 Aufrufe bei diesem Gottesdienst. Nach ihrem Sommerurlaub ist dann auch Pfarrerin Stangenberg-Wingerning in der Trinitatiskirche sofort mit eingestiegen. Und da wir zwei unterschiedliche Pfarrertypen haben, waren auch die Videogottesdienste unterschiedlich. Also alles wie sonst auch, nur eben online. Wir haben dann natürlich noch an der Technik gefeilt und mit Hilfe von erfahrenen Gemeindegliedern haben wir daraus dann eine Dauereinrichtung gemacht. Wöchentlich haben wir zwei Videoandachten gedreht und veröffentlicht.

Aber leider hatten viele – gerade auch ältere Menschen keinen Zugang dazu. Aber unsere Pfarrer haben auch sie nicht vergessen.

Herr Wolke hat Mundschutzmasken genäht und den Menschen persönlich in den Briefkasten eingeworfen. Die Menschen riefen bei ihm an und bedankten sich und brachten ihm dafür weitere Utensilien wie Stoffe und Gummibändern (aus alten Unterhosen 😊 ) Herr Wolke sagte: „Endlich kann ich mal wieder Pastor sein und mich um die Menschen in meiner Gemeinde kümmern. An den Osterfeiertagen sind dann auch die Prädikanten mit eingestiegen und so gab es jeden Tag einen Gottesdienst.

Als dann die ersten Lockerungen beschlossen werden, gab es zuerst mal eine neue Sitzordnung in der Kirche. Statt für rund 300 Besucher wurde bis auf ca 45 Stühle alles rausgeschmissen. Als ich das zu ersten Mal sah, war ich schon schockiert. Unter diesen Bedingungen haben wir dann wieder den ersten Gottesdienst feiern dürfen. Mit Mundschutz, ausreichend Abstand und ohne Gesang und auch ohne Abendmahl.

Es war wenig, aber ein Anfang. Bei schönem Wetter fand der Gottesdienst dann auch schon mal draußen statt, statt Orgel eben Klavier. Das hat der arme Küster und der arme Pfarrer dann immer rausgeschleppt. Wir haben beschlossen, dass wir auch in der Woche zwei Andachten anbieten wollen, um den Menschen wieder eine Möglichkeit des sozialen Kontaktes und des Wiedersehens zu ermöglichen.

Und dies ist bis jetzt geblieben. Die Andachten haben sich als wöchentlicher Termin zu den Gottesdiensten durchgesetzt. Das ist doch mal etwas Positives. Und da redet nicht nur der Theologe, sondern es finden bei den Andachten auch anregende Diskussionen statt, über Gott und die Welt, über Corona und das Verhalten, Vernunft und Unvernunft der Menschen.

Nun, mittlerweile gibt es wieder einen Konfirmationstermin, der Termin für die Verabschiedung und die Einführung der Presbyter steht auch und es finden auch wieder Sitzungen und Treffen statt – aber eben unter den hygienischen Bedingungen der Coronakrise.

Es geht wieder aufwärts, aber wir müssen vorsichtig bleiben.

Wir müssen mit den Veränderungen leben lernen, denn das Leben bringt nun mal Veränderungen. Aber wir Kölner haben das ja in unserem Grundgesetz stehen:

„Et kütt wie et kütt und nix bliev wie et wor!“

Andreas Helmer

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